Sozinianismus

Faustus Socinus

Der Ausdruck Sozinianismus (Socianismus, Sozianismus) bezeichnet eine eher heterogene, antitrinitarische Bewegung, die den Glaubenssatz, dass der auferstandene Mensch Jesus Christus Mensch und Gott zugleich sein könne, für falsch und widervernünftig hält. Daher lehnte der Sozinianismus auch das christliche Trinitätsdogma, die Präexistenz und Menschwerdung Gottes in Jesus Christus ab. Er wollte das Abendmahl einzig symbolisch verstanden wissen, befürwortete eine rationalistische Bibelauslegung und eine humanistische Toleranz. In diesem Sinne kann die Bewegung als Vorläufer des Deismus, des Rationalismus und der Aufklärung angesehen werden. Die Ablehnung der Konfessionen und der Feudalhierarchie, der die Idee von der Gleichheit aller Menschen gegenübergestellt wurde, sowie die Verurteilung des Krieges, verbunden mit der Ablehnung des Kriegsdienstes, gehen auf den Einfluss des Täufertums und der mährischen Täufer zurück. Deren urchristliche Ideale fanden zeitweise bei den nichtadeligen Schichten Einfluss, die die wesentliche soziale Grundlage des Sozinianismus ausmachten. Die Bewegung breitete sich im 16. und 17. Jahrhundert, im Zeitalter der Reformation, vor allem in Osteuropa, in Polen, Mähren und Siebenbürgen, aus und wurde nach den nach Polen ausgewanderten Italienern Lelio Sozzini und seinem Neffen Fausto Sozzini benannt.[1][2]

  1. Sozinianismus und Heterodoxie. Quellen und Forschungen zur Frühen Neuzeit. steiner-verlag.de, 2024, abgerufen am 6. Januar 2025.
  2. Sozinianismus-Forschung in Deutschland. uni-erfurt.de, 9. Dezember 2024, abgerufen am 6. Januar 2025.

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