Der Streit um den Victoriaaltar im 4. Jahrhundert n. Chr. war ein letzter Höhepunkt in der geistigen Auseinandersetzung zwischen den Anhängern des traditionellen römischen Staatskults und Vertretern des Christentums, das bald darauf zur Staatsreligion des Römischen Reiches werden sollte.
Die Debatte drehte sich vordergründig darum, ob der Altar der Siegesgöttin Victoria aus der Curia Iulia, dem Sitzungsgebäude des Senats von Rom, entfernt werden sollte oder nicht. Darüber hinaus aber berührte sie auch Fragen der wechselseitigen Toleranz und brachte die grundsätzlichen Unterschiede zwischen den beiden Religionen zum Ausdruck. Der Streit begann 357 mit der erstmaligen und endete 394 mit der endgültigen Entfernung des Altars. Seine wichtigsten Protagonisten waren Quintus Aurelius Symmachus, der heidnische Stadtpräfekt von Rom, und Bischof Ambrosius von Mailand. Beide suchten den jugendlichen Kaiser Valentinian II. im Jahr 384 in programmatischen Schriften von ihren jeweils gegensätzlichen Standpunkten zu überzeugen.