Tag von Potsdam

Reichskanzler Adolf Hitler verneigt sich vor Reichspräsident Paul von Hindenburg und gibt ihm die Hand. Das Foto des Fotografen Theo Eisenhart der New York Times wurde nach 1945 zur Medienikone des Tags von Potsdam.

Als Tag von Potsdam werden die Feierlichkeiten in Potsdam am 21. März 1933 zur Eröffnung des Reichstags bezeichnet, der aus der Reichstagswahl vom 5. März 1933 hervorgegangen war. Ihr Höhepunkt war ein Staatsakt in der Garnisonkirche. Beteiligt waren der Reichspräsident Paul von Hindenburg, der Reichskanzler Adolf Hitler, die Mitglieder seiner Regierung und die Reichstagsabgeordneten mit Ausnahme der Abgeordneten der SPD und der KPD sowie geladene Gäste aus dem öffentlichen Leben, der Wirtschaft und der Reichswehr. Damit ähnelte die Zusammenkunft dem Empfang der neuen Reichstagsabgeordneten beim Kaiser, wie es vor 1918 der Brauch gewesen war. Die eigentliche konstituierende Sitzung des Reichstags folgte am Nachmittag in der Berliner Kroll-Oper, die seit dem Reichstagsbrand einen knappen Monat zuvor als Ersatz für das Reichstagsgebäude diente.

Innerhalb des einen Monats der Reichskanzlerschaft Adolf Hitlers war die von ihm angestrebte Alleinherrschaft der NSDAP keineswegs gefestigt. Seine Koalitionsregierung mit der rechtskonservativen DNVP hing vor allem vom Vertrauen des Reichspräsidenten ab. Daher beschlossen Hitler und das Reichskabinett am Morgen des 28. Februar 1933, die Eröffnung des Reichstages zu einem publikumswirksamen „Tag von Potsdam“ zu gestalten, der konservativ und monarchisch eingestellten Menschen – wie Reichspräsident Hindenburg und der Reichswehr – gefallen sollte. Der Tag sollte die Verbindung von „alter Größe und der jungen Kraft“ des Nationalsozialismus sichtbar machen.

Entgegen der vielfach geäußerten Ansicht, das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter Joseph Goebbels habe federführend die Feier organisiert, ist tatsächlich von der Beteiligung einer Mehrzahl von Akteuren auszugehen, darunter neben Hitler und der Reichsregierung vor allem Reichspräsident Hindenburg, des Weiteren die Reichswehr, die Kirchen, das Reichsinnenministerium und die Reichstagsverwaltung. Goebbels trat erst am 13. März 1933 sein Amt als Minister an; er konnte dann im Grunde nur noch das Rahmenprogramm gestalten und die Feier propagandistisch verbreiten und ausschlachten, insbesondere im Rundfunk.[1][2] Der Historiker Martin Sabrow spricht in diesem Zusammenhang von einer zählebigen „Legende“, die Goebbels „die ganze Verantwortung für die Potsdamer Großveranstaltung zuschreibt“.[3]

  1. Raichle: Der Tag von Potsdam. 2003, S. 69–99.
  2. Wernicke, Thomas: Der Handschlag am 'Tag von Potsdam'. In: Werner Treß und Christoph Kopke (Hrsg.): Der Tag von Potsdam. Berlin und Boston 2013, S. 8–46, hier S. 17–21.
  3. Sabrow: Chronik. 2003.

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