Temperamentenlehre

Die vier Apostel von Albrecht Dürer, nach Interpretation von Neudörfer und Wendy Beckett Beispiele für Vertreter der vier Temperamente: Johannes (Sanguiniker), Petrus (Phlegmatiker), Markus (Choleriker) und Paulus (Melancholiker). Kindlers Malerei-Lexikon bezweifelt, dies sei von Dürer intendiert.[1][2]

Die Temperamentenlehre ist ein von der antiken Humoralpathologie abgeleitetes Persönlichkeitsmodell, das Menschen nach ihrer Grundwesensart kategorisiert. Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Modell, wie auch die Humoralpathologie, überholt und spielt in der modernen Persönlichkeitspsychologie keine Rolle mehr.[3]

Die Lehre zeichnet sich durch ihre Einteilung des Gesamttemperamentes des Menschen in vier grundlegende Temperamente aus, die wiederum auf die Gesamtfülle der menschlichen Konstitution (physisch und psychisch), aber auch auf die Gesamtfülle der den Menschen umgebenden Welt bezogen werden.

Anwendung findet die Temperamentenlehre noch als historische Grundlage in der Waldorfpädagogik[4][5] sowie gelegentlich in der Alltagspsychologie.

  1. Wendy Beckett: Die Geschichte der Malerei. 8 Jahrhunderte in 455 Meisterwerken. DuMont, Köln 1995, ISBN 3-7701-3560-1.
  2. Kindlers Malerei-Lexikon (= Digitale Bibliothek. Band 22). Directmedia, Berlin 1999, S. 2554.
  3. Helmut Zander: Anthroposophie in Deutschland. Theosophische Weltanschauung und gesellschaftliche Praxis 1884–1945. Band 1. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2007, ISBN 978-3-525-55452-4, S. 1408 f. Ausführliche Darstellung, nicht nur in Bezug auf Anthroposophie
  4. Christian Rittelmeyer: Die Temperamente in der Waldorfpädagogik. Ein Modell zur Überprüfung ihrer Wissenschaftlichkeit. In: Harm Paschen (Hrsg.): Erziehungswissenschaftliche Zugänge zur Waldorfpädagogik. Wiesbaden 2010.
  5. Heiner Ullrich: Anthroposophie – zwischen Mythos und Wissenschaft. Eine Untersuchung zur Temperamentenlehre Rudolf Steiners. In: Pädagogische Rundschau. Nr. 38, 1984, ISSN 0030-9273, S. 443–471.

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