Titus Andronicus (frühneuenglischThe Most Lamentable Romaine Tragedie of Titus Andronicus) ist ein Schauspiel von William Shakespeare. Das Stück spielt in der Spätzeit des Römischen Reiches und handelt von dem Schicksal des römischen Heerführers Titus, der in einen blutigen Kreislauf von Gewalt und Rache um die Gotenkönigin Tamora gerät. Als eine der möglichen Quellen gilt die spätmittelalterliche Exempelsammlung Gesta Romanorum. Die Werkentstehung wird zumeist auf die Jahre 1593/94 datiert; ein früherer Zeitraum ist jedoch möglich. 1594 erschien das Werk erstmals in Druck. Die früheste Aufführung ist für den 24. Januar 1594 belegt.[2] Das Stück gilt als eine typische Rachetragödie und war bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts beim englischen Publikum und teilweise auf dem europäischen Kontinent außerordentlich populär, wurde dann aber zunehmend seltener aufgeführt. In jüngerer Zeit hat sich das Interesse und die Faszination für die Figur des Titus vertieft. Es entstanden mehrere literarische Adaptionen, moderne Inszenierungen und eine aufwändige Verfilmung. Titus Andronicus ist eines der frühen Werke Shakespeares, bei denen eine Ko-Autorschaft diskutiert worden ist. Allgemein wird heute jedoch eine Alleinautorschaft Shakespeares angenommen.
↑Vgl. Markus Marti (Hrsg.): William Shakespeare Titus Andronicus. Englisch-deutsche Studienausgabe. Stauffenburg, Tübingen 2008, ISBN 978-3-86057-568-0, S. 19 ff. Die Zeichnung zeigt vermutlich einen Ausschnitt aus Akt I, in dem die Gotenkönigin Tamora um Gnade für ihren ältesten Sohn fleht, könnte jedoch das Ende von Szene II.3 zeigen. Die möglicherweise erst später hinzugefügten Textausschnitte stammen aus dem ersten und letzten Akt. Werner von Koppenfels datiert die Zeichnung auf die Zeit um 1595, vermutlich nach einer Aufführung angefertigt. Laut Koppenfels zeigt das Bild die gegnerischen Parteien in strenger Zweiteilung; die Darstellung des Auftaktes mit dem vergeblichen Flehen um das Leben ihres Sohnes wird verbunden mit dem späteren Moment, in dem Aron sein Schwert zieht, um seinen Bastard-Sohn zu schützen. Die Darstellung der Bittszene gewinnt so an Bedrohlichkeit. Vgl. Werner von Koppenfels: Römischer geht’s nicht. Shakespeares extreme (und elementare) Anfänge als Tragödienschreiber. In: Frank Günther (Hrsg.): William Shakespeare: Titus Andronicus. Zweisprachige Ausgabe. dtv, München 2004, S. 254–273, hier S. 264. Siehe dazu ferner Margaux Deroux: The Blackness Within: Early Modern Color-Concept, Physiology and Aaron the Moor in Shakespeare’s ‘Titus Andronicus.’ In: Mediterranean Studies, Vol. 19, 2010, S. 86–101, hier S. 95 ff. Online [1]. Abgerufen am 1. Januar 2025.
↑Davon abweichend, nennt Hans-Dieter Gelfert den 11.4.1592 als erstes dokumentiertes Aufführungsdatum. Siehe Hans-Dieter Gelfert: William Shakespeare in seiner Zeit. Beck, München 2014, S. 293.