Tribuno Memmo

Das Wappen des „Tribun Tribun“, wie man es sich im frühen 17. Jahrhundert vorstellte. Bei den Wappen frühmittelalterlicher Dogen handelt sich um bloße Rückprojektionen sehr viel jüngerer Familienwappen. Die Heraldik setzte erst im 3. Viertel des 12. Jahrhunderts ein. Später wurden auch Wappen an die frühen Dogen vergeben, die nie ein Wappen geführt hatten („fanta-araldica“); dies diente dazu, die Familien dieser Epoche mit möglichst frühen Dogen in ein verwandtschaftliches Verhältnis zu setzen, was ihnen Ansehen sowie politischen und gesellschaftlichen Einfluss verschaffte. Es wurden also die Wappen der sehr viel späteren Nachfahren dieser Dogen auf die angeblichen oder tatsächlichen Mitglieder der (angeblich) seit 697 in Venedig herrschenden Familien zurückprojiziert.[1]

Tribuno Memmo († 991 in Venedig), auch Tribuno Menio genannt, war nach der Zählweise der staatlich gesteuerten Historiographie der späten Republik Venedig ihr 25. Doge. Er regierte von November 979 bis zu seiner Absetzung kurz vor seinem Tod. In den Quellen erscheint er als Tribunus Memus oder Menius. Die älteste Chronik, die Istoria Veneticorum des Johannes Diaconus, verzeichnet ihn um 1000 als „Tribunus, cognomento Menius“ (Liber IV, 20).

Tribuno Memmo war ein Kompromisskandidat, auf den sich die beiden verfeindeten Lager der Candiano und der Orseolo, die nach Byzanz orientiert waren, einigten. Die zwölf Jahre seiner Herrschaft gehörten zu den schwierigsten der Lagunenstadt: Von außen den Bedrohungen und Annektionsgelüsten des römisch-deutschen Kaisers ausgesetzt, an dessen Hof sich die einflussreichen Caloprini nach dem Mord an einem der Morosini flüchteten, in Auseinandersetzungen mit dem Papst um strittige Rechtstitel verwickelt, tobten in der Stadt selbst erbitterte Kämpfe zwischen den Adelsfamilien, allen voran der Caloprini und der Morosini. Derlei Kämpfe hatten schon 976 zur Ermordung des Dogen und einem verheerenden Stadtbrand geführt. Tribuno Memmo wurde gestürzt, als er den Anschein erweckte, in diesen Kämpfen parteiisch zu sein. Er starb als Mönch.

  1. „Il presupposto di continuità genealogica su cui si basava la trasmissione del potere in area veneziana ha portato come conseguenza la già accennata attribuzione ai dogi più antichi di stemmi coerenti con quelli realmente usati dai loro discendenti.“ (Maurizio Carlo Alberto Gorra: Sugli stemmi di alcune famiglie di Dogi prearaldici, in: Notiziario dell'associazione nobiliare regionale veneta. Rivista di studi storici, n. s. 8 (2016) 35–68, hier: S. 41).

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