Als Tritonussubstitution bezeichnet man in der Regel das Ersetzen eines Dominantseptakkords durch einen Dominantseptakkord, dessen Grundton einen Tritonus entfernt liegt. Der Begriff erklärt schon das Prinzip: Ein Akkord wird durch einen anderen Akkord ersetzt. Die Grundtöne dieser beiden Akkorde liegen dabei einen Tritonus voneinander entfernt. Dies wird gerne bei der fünften Stufe einer II-V-I Kadenz im Jazz eingesetzt, d. h. die V wird durch eine bII ersetzt II-bII-I, aber auch auf allen anderen Dominanten (Doppeldominanten etc.). Im modernen Jazz werden auch Tonika und Subdominante substituiert. Dieser Akkord wird hier oft als Sekundärdominante bezeichnet.
Die Tritonussubstitution kann auch als eine Umdeutung des Ausgangsakkordes angesehen werden (vgl. Publikationen von Werner Pöhlert, z. B. Grundlagenharmonik); hier wird der Quintfall ("Dauerquintfall", also der Quintenzirkel als Ausgangspunkt der Überlegungen) erweitert, indem ein zweiter, der um einen Tritonus verschoben ist, danebengelegt wird. Damit wird Chromatik mit dem klassischen Quintfall gleichgesetzt. Eine ähnliche Sichtweise vertritt eine Reihe anderer Harmonielehrer, z. B. Frank Haunschild.
Die Tritonussubstitution bietet vielfältige Möglichkeiten der „Gefühlsgestaltung“ – also des emotionalen Ausdrucks – und wird deshalb gern im Jazz, Soul, Barbershop und Gospel verwendet und erweitert die harmonischen Möglichkeiten einfacher Kadenzen. Deren Reinform, stufenanalytisch als übermäßiger Terzquartakkord gedeutet, fand schon in der Wiener Klassik Einzug. Eine andere, gängige klassische Sichtweise für die Reinform ist, den Akkord als klassischen Dominantseptakkord zu betrachten mit tiefalterierter Quinte im Bass (also als V7 bzw. D7 mit b5 bzw. >5 im Bass).