Ubi caritas

Ubi caritas et amor

Ubi caritas (lat. ‚Wo die Liebe‘) ist eine Antiphon aus der Liturgie des Gründonnerstags. Der Text eines unbekannten Autors lehnt sich an den 1. Johannesbrief (z. B. 1 Joh 4,16 EU) an und ist in einer Handschrift aus dem Kloster St. Gallen aus dem 8. Jahrhundert überliefert.

Die Antiphon wurde zusammen mit dem dazugehörigen Hymnus Congregavit nos in unum Christi amor, als dessen Verfasser man Paulinus von Aquileia († 802/804) vermutet,[1] im Mittelalter bis zur Liturgiereform des 20. Jahrhunderts während der Fußwaschung gesungen. Heute sind die Antiphon und fünf Strophen des Hymnus in der Messe vom Letzten Abendmahl zur Gabenbereitung vorgesehen.[2] Bei der aktuell gültigen Übersetzung des Messbuches wurde aber die Metrik des Hymnus nicht berücksichtigt.[2] In der liturgischen Praxis wird daher der Hymnus entweder in der lateinischen Fassung gesungen oder ersetzt. Die unten stehende deutsche Teilübersetzung betrifft die am Gründonnerstag vorgesehenen Strophen,[3] der gesamte Hymnus wurde von Hubert Brosseder übersetzt.[4] Die beiden zuletzt genannten Übersetzungen sind metrisch und können auf die gregorianische Melodie gesungen werden.

In einem schlichten, aber ergreifenden Latein fordert der Text des Hymnus zu den beiden Formen der christlichen Karitas auf: der Gottes- und der Nächstenliebe. Ohne sie befindet man sich in der Dunkelheit, sie ist das höchste Geschenk, sie erfüllt das alte und neue Gesetz (das heißt das Alte und das Neue Testament). Die Liebe verbindet, wo sie nicht ist, herrscht Trennung. Der Hymnus spielt außerdem in bibelnaher Sprache auf Mt 18,20 EU an. Dass in der Gottes- und Nächstenliebe sowohl das sich vollendende als auch das vollendete Leben bestehe, ja, dass die Liebe der entscheidende Punkt ist, an dem Gott und Mensch eins werden, unterstreicht dieser Hymnus in immer neuen poetischen Wendungen.

Adolf Adam merkt an, dass Ubi Caritas auch als „Caritaslied“ bei einem von Fürsten gespendeten Mahl im klösterlichen Speisesaal angesehen werden kann, aber dass auch die Fußwaschung (das Mandatum) des Gründonnerstag als Sitz im Leben der Dichtung vermutet wird.[1]

Die erste Zeile lautet entweder Ubi caritas et amor (‚Wo Güte und Liebe‘) oder Ubi caritas est vera (‚Wo die Güte wahrhaftig ist‘). Die letztere Fassung wird dabei vom gegenwärtigen Missale Romanum und Graduale Romanum bevorzugt.

  1. a b Vgl. Adolf Adam (Hrsg.): Te Deum laudamus. Große Gebete der Kirche Lateinisch-Deutsch. Herder, Freiburg i. Br. 1987. Neuausgabe 2001, ISBN 3-451-27359-4, S. 220.
  2. a b Vgl. Die Feier der heiligen Messe. Meßbuch. Für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Teil I: Die Sonn- und Feiertage deutsch und lateinisch. Die Karwoche deutsch. Einsiedeln u. a. 1975, S. [24]f. bzw. Die Feier der heiligen Messe. Meßbuch. Für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Karwoche und Osteroktav. Ergänzt um die Feier der Taufe und der Firmung sowie die Weihe der Öle. Solothurn u. a. 1996, S. [28] sowie Schott-Messbuch für die Sonn- und Festtage des Lesejahres A. Herder, Freiburg i. Br. 1983, ISBN 3-451-19231-4, S. 171 f. (online).
  3. Diese Übersetzung stammt von Michael Hauber.
  4. Liturgischer Arbeitskreis der Katholischen Hochschulgemeinde München (Hrsg.): Bis er wiederkommt … Ein Liederbuch. München 1965, OCLC 180543003. Zitiert nach: Adolf Adam (Hrsg.): Te Deum laudamus. Große Gebete der Kirche Lateinisch-Deutsch. Herder, Freiburg i. Br. 1987. Neuausgabe 2001, ISBN 3-451-27359-4, S. 220; die Übersetzung findet sich bei Adam auf den Seiten 115–117.

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