Urease

Urease (Klebsiella aerogenes)
Urease (Klebsiella aerogenes)
Bändermodell mit 2 Ni-Ionen (grün) nach PDB 2KAU

Vorhandene Strukturdaten: UniProt P18314

Masse/Länge Primärstruktur 2319 = 3*(567+106+100) Aminosäuren
Sekundär- bis Quartärstruktur 3*(α + β + γ)
Kofaktor 2 Ni2+
Bezeichner
Externe IDs
Enzymklassifikation
EC, Kategorie
Reaktionsart Hydrolyse
Substrat Harnstoff + H2O
Produkte CO2 + 2 NH3
Vorkommen
Homologie-Familie Urease-alpha
Übergeordnetes Taxon Bakterien

Sicherheitshinweise
CAS-Nummer

9002-13-5

GHS-Gefahrstoffkennzeichnung [1]
Gefahrensymbol Gefahrensymbol

Gefahr

H- und P-Sätze H: 315​‐​319​‐​334​‐​335
P: 302+352​‐​305+351+338 [1]

Die Urease ist das Enzym, das Harnstoff in Ammoniak und Kohlenstoffdioxid bzw. in Ammonium- und Carbonationen spaltet; da die Reaktion in wässriger Lösung stattfindet, entstehen zum Teil auch Hydrogencarbonat­ionen:


oder


Die Urease zählt zur Gruppe der Amidasen und kommt häufig in Pflanzensamen, Bakterien, Krebsen und Meeresmuscheln vor. Pflanzenurease wirkt unabhängig von der harnstoffspaltenden Funktion als Insektizid und erzeugt in Säugetierblut eine Thrombozytenaggregation.[2]

Insbesondere die Urease in Bodenbakterien spielt eine wichtige Rolle im Stickstoffkreislauf, denn ohne sie wäre eine Stickstoffdüngung durch den in Abwesenheit von Enzymen zersetzungsbeständigen Harnstoff, eines Bestandteils der Jauche, nicht möglich. Auf der anderen Seite sind Urease-positive Bakterien in den Exkrementen die Ursache für unerwünschte Ammoniak-Emissionen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung (in Deutschland im Jahr 2005 geschätzte 490.000 von 590.000 Tonnen Gesamt-Ammoniakemission).[3][4]

Durch die Katalyseaktivität des Enzyms wird die Reaktionsgeschwindigkeit sehr stark um den Faktor 1014 erhöht. Die Urease aus Bohnen (und wohl auch der Bakterien) ist ein Metalloenzym und enthält Nickel.

Die Urease aus Jackbohnen war das erste Enzym, das 1926 durch James Batcheller Sumner gereinigt und kristallisiert werden konnte.[5] Dafür gab es 1946 den Nobelpreis in Chemie.[6]

Urease wird auf Grund der Struktur des nickelhaltigen Zentrums in der metallorganischen Chemie als ein mögliches Modellsystem für die katalytische Aktivierung von Kohlenstoffdioxid angesehen. Komplexe N-Carbamate (Bindung des elektronenarmen Kohlenstoffatoms des Kohlenstoffdioxids an das elektronenreiche Stickstoffatom von Iminen/Aminen) mit Nickel (0- oder 2-wertig) als Zentralatom existieren und sind strukturell charakterisiert; infrarotspektroskopische Untersuchungen haben eine Energieabsenkung (Aktivierung) der thermodynamisch sehr stabilen C=O-Doppelbindungen nachweisen können. Jedoch steht der Nachweis der Übertragung von derartig „aktiviertem“ Kohlenstoffdioxid auf andere Substrate noch aus.

  1. a b Eintrag zu Urease in der GESTIS-Stoffdatenbank des IFA, abgerufen am 4. Dezember 2021. (JavaScript erforderlich)
  2. C. Follmer, R. Real-Guerra, G. E. Wasserman, D. Olivera-Severo, C. R. Carlini: Jackbean, soybean and Bacillus pasteurii ureases: biological effects unrelated to ureolytic activity. In: Eur. J. Biochem. Band 271, Nr. 7, April 2004, S. 1357–1363, doi:10.1111/j.1432-1033.2004.04046.x, PMID 15030486.
  3. U. Dämmgen: Emissionen aus der deutschen Landwirtschaft - Nationaler Emissionsbericht (NIR) 2007 für 2005. Einführung, Methoden und Daten. Landbauforschung Völkenrode, SH 304
  4. U. Dämmgen: Emissionen aus der deutschen Landwirtschaft - Nationaler Emissionsbericht (NIR) 2007 für 2005. Tab.n, Landbauforschung Völkenrode, SH 304
  5. The Isolation and Crystallization of the Enzyme Urease. In: Journal of biological Chemistry. Nr. 69, S. 435–441.
  6. Nobelpreisträger in Chemie 1946, Nobelprize.org, abgerufen am 1. November 2012.

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