Bei einer Volksetymologie, auch Fehletymologie,[1] Paretymologie, Eindeutung und Remotivation,[2] handelt es sich um die inhaltliche Umdeutung oder Remotivierung (teilweise mit dem Resultat eines Bedeutungswandels) eines in seiner Herkunft undurchsichtig gewordenen (entlehnten oder veralteten) Lexems (Wortes) in einer naiven Form der Etymologie nach dem Vorbild eines Lexems mit ähnlicher Lautung, womit typischerweise auch die entsprechende Umformung des umgedeuteten Lexems verbunden ist.[2] Der etymologische Zusammenhang, der dabei hergestellt wird, ist historisch falsch; so hat z. B. Armbrust sprachgeschichtlich weder etwas mit „Arm“ noch mit „Brust“ zu tun, sondern stammt von lateinisch arcuballista „Bogenschleuder“ (zu arcus „Bogen“ und ballista „Wurf-, Schleudermaschine“).[3] Bei der Volksetymologie handelt es sich im Resultat also um einen historischen Wortbildungsprozess, bei dem ein bislang unbekanntes beziehungsweise semantisch undurchsichtiges Wort (etwa ein Fremdwort) nach dem Vorbild eines vertraut klingenden Wortes umgebildet wird. Hierbei kann sowohl der Wortkörper lautlich verändert werden als auch durch das Mittel der Analogie eine phantasievolle Neubildung entstehen.
Der Begriff der Volksetymologie wurde Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem 1852 erschienenen Aufsatz Ueber deutsche volksetymologie von Ernst Förstemann geprägt.[4][5] Neben den traditionellen, auf die geschriebene Sprache beschränkten Belegen, geraten in jüngster Zeit, durch die besonderen medialen und konzeptionellen Bedingungen der „Neuen Medien“, auch bislang (noch) nicht lexikalisierte Volksetymologien (Eggcorns) in den Blick (vgl. Girnth/Klump/Michel 2007).