Wahnsinnsszene

Mignon Nevada (um 1910) als Ophélie in Ambroise Thomas’ Oper Hamlet

Der Begriff Wahnsinnsszene (italienisch: Scena della pazzia; französisch: Scène de folie; englisch: Mad scene), seltener auch Wahnsinnsarie, bezeichnet in der Musik eine Darstellung von emotionaler und geistiger Verwirrung oder Umnachtung, meistens in der Oper, selten auch in Oratorium und Ballett, mithilfe von musikalischen, sprachlichen und schauspielerischen Mitteln. Den Höhepunkt an Beliebtheit erlebte die Wahnsinnsszene vom Ende des 18. bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts in der italienischen und etwas später in der französischen Oper.

Eine eindeutige Definition des Begriffs Wahnsinnsszene ist nicht ganz einfach, und Esther Huser hat darauf hingewiesen, dass einschlägige Artikel in mehreren Lexika Fehler oder Unstimmigkeiten aufweisen oder sehr eng gefasst sind.[1] Manche Autoren zählen dazu auch Nachtwandelszenen[2] (insbesondere in La sonnambula und Macbeth), und auch eine Abgrenzung zu Szenen mit Visionen, Beschwörungen oder Zauberei oder zu Rachearien[3] ist nicht immer ganz eindeutig.

  1. Darunter Reklams Opernlexikon (2001), Lexikon der Oper (Laaber-Verlag, 2002) und sogar Williers Artikel Madscene im New Grove Dictionary of Opera (Bd. 3, 1992). Esther Huser: „Wahnsinn ergreift mich – ich rase!“ – Die Wahnsinnsszene im Operntext, Dissertation, Universität Freiburg, 2006, S. 2–3
  2. Stephen A. Willier: Madscene, Artikel in: The New Grove Dictionary of Opera, Bd. 3, hgg. v. Stanley Sadie, London, 1992, S. 145–146, hier: 145 (englisch)
  3. Huser zählt z. B. Elettras selbstmörderische Wut-Szene und Arie „Oh smania, oh furie … D‘Oreste, d‘Aiace...“ in Akt III (Nr. 28–29) von Mozarts Idomeneo (1781, München) wegen der Anrufung der Furien zu den Wahnsinnsszenen. Esther Huser: „Wahnsinn ergreift mich – ich rase!“ – Die Wahnsinnsszene im Operntext, ... Freiburg, 2006, S. 37

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