Waldrada (ductrix)

Waldrada († nach 997), auch Hualderada, war von 963 oder 966 (auch um 960 wurde vermutet), bis zur Ermordung ihres Ehemannes, des venezianischen Dogen Pietro IV. Candiano im Jahr 976, dessen zweite Ehefrau. Mit ihm hatte sie zwei Söhne.

Der Doge erwarb durch die Ehe mit Waldrada, einer Verwandten Kaiser Ottos I., umfangreiche Güter in Oberitalien, was ihn wiederum in Konflikte auf Reichsboden zog. Dabei wurde er von Kaiser Otto unterstützt, der jedoch 973 starb. Damit entfiel eine wichtige Stütze der Macht des Dogen. Petrus wurde im Jahr 976 in einem verheerenden Aufstand, in dessen Verlauf es zu einem großen Stadtbrand kam, mitsamt seinem kleinen Sohn gleichen Namens ermordet, womit der Jahrzehnte währende Versuch endete, eine Dynastie seiner Familie, der Candiano zu etablieren. Waldrada, die sich zu diesem Zeitpunkt nicht in Venedig aufhielt, erstritt sich mit Unterstützung durch Adelheid, die Witwe Ottos I., bereits im Oktober 976 in Piacenza eine Kompensation für die Morgengabe, die sie in die Ehe eingebracht hatte, ebenso wie für ihren ermordeten Sohn.

Jüngere Forschungen deuten darauf hin, dass die Landerwerbspolitik eines Zweiges der mächtigen Candiano-Familie, nämlich der um Petrus IV., innerhalb dieses Großklans zu schweren Konflikten führte, also nicht nur zu Kämpfen mit anderen Klans. Petrus hatte seine erste Frau Johanna vor der Eheschließung mit Waldrada (möglicherweise) gezwungen, ins Kloster zu gehen. Inzwischen wird angenommen, dass die Politik des Landerwerbs auf dem oberitalienischen Festland bereits während seiner ersten Ehe mit Johanna begonnen worden war, die als Äbtissin Ländereien auf dem Festland für das überaus bedeutende Kloster San Zaccaria erlangte.

Dass durch Johannes Diaconus nicht nur die älteste venezianische Chronik, die Istoria Veneticorum entstand, sondern diese nur wenige Jahrzehnte nach der Katastrophe von 976 abgefasst wurde, ist eine wesentliche Ursache für die ungewöhnlich dichte Überlieferung der Vorgänge, zugleich aber auch für eine große Kontinuität seiner Deutungsmuster. Aufgrund seiner offenkundigen Loyalität gegenüber einer der dominierenden Familien wurde er aus diesem Grunde als „Hauschronist der Orseoli“ bezeichnet, der dritten Familie, die einen Versuch unternahm, Venedig als Dynastie zu beherrschen. In seiner Chronik nennt der Verfasser Waldrada ductrix,[1] die weibliche Form von dux, ein Titel, von dem sich wiederum der Dogentitel ableitet. Die Entwicklung zu einer eigenen staatlichen Amtsauffassung für die Ehefrauen der Dogen, die dann als Dogaresse bezeichnet wurden, war eingeschlagen.

  1. Holly S. Hurlburt: The Dogaressa of Venice, 1200-1500, Springer, 2006, S. 206, Anm. 13.

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