Wilhelm von Saliceto

Wilhelm von Saliceto

Wilhelm von Saliceto bzw. Guglielmo da Saliceto, in neuerer Zeit auch Guglielmo da Piacenza, latinisiert Guilielmus (Placentinus) de Saliceto (* [nach] 1210 in Cadeo-Saliceto bei Piacenza; † um 1285 oder um 1277, wahrscheinlich in Verona), war ein lombardischer italienischer Chirurg. Wilhelm war Professor in Bologna und ab 1275 Stadtarzt in Verona.

Seine chirurgische Ausbildung erhielt er bei Ugo Borgognoni (Hugo von Lucca) und Teodorico Borgognoni (Theodorich von Cervia). Kollegialen Kontakt hatte er auch zu Bruno von Longoburgo. Wilhelm von Saliceto und sein Schüler Lanfrank von Mailand waren Wegbereiter der chirurgischen Anatomie.

Wilhelm führte langobardische Tradition und Abulkasim-Rezeption zusammen. Er verfasste bedeutende chirurgische Kasuistiken[1] und beschreibt unter anderem die eine mit gewachstem Faden durchzuführende Kürschnernaht bei Schräg- und Längswunden des Darms.[2] Wilhelm sah eine Schwäche der Leber als wichtigste Ursache für die Entstehung des Aszites an und beschrieb in seiner Summa conservationis et curationis Nierenverhärtungen.[3] Die erste Fassung seiner Chirurgie überreichte er am 8. Juni 1275 Lanfrank von Mailand, der in Bologna sein Schüler gewesen war. Die Disziplin Innere Medizin stellte er in der zweiten Auflage seines Lehrbuchs als der wundärztlichen Praxis untergeordnet dar.[4]

Mit Hugo von Lucca, dessen Sohn Theodorich von Cervia und Roland von Parma hatte Wilhelm die Bologneser Chirurgenschule begründet,[5] zu deren prominenten späteren Vertretern Lanfrank von Mailand zählt.[6]

  1. Paul Diepgen, Heinz Goerke: Aschoff/Diepgen/Goerke: Kurze Übersichtstabelle zur Geschichte der Medizin. 7., neubearbeitete Auflage. Springer, Berlin/Göttingen/Heidelberg 1960, S. 19.
  2. Nikolaus Papastavrou: Darm. In: Franz Xaver Sailer, Friedrich Wilhelm Gierhake (Hrsg.): Chirurgie historisch gesehen. Anfang – Entwicklung – Differenzierung. Dustri-Verlag, Deisenhofen bei München 1973, ISBN 3-87185-021-7, S. 107–131, hier: S. 108.
  3. Johanna Bleker: Die Geschichte der Nierenkrankheiten. Boehringer Mannheim, Mannheim 1972,S. 11–13.
  4. Gundolf Keil: „Meister der Chirurgie“ aus dem „gesamten deutschen Sprachraum“. Christoph Weißers Chirurgenlexikon mit 2000 Biographien aus der Geschichte der Chirurgie. Ein Essai. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 327–333, hier: S. 329.
  5. Ernst Kern: Sehen – Denken – Handeln eines Chirurgen im 20. Jahrhundert. ecomed, Landsberg am Lech 2000, ISBN 3-609-20149-5, S. 251.
  6. Gundolf Keil: „Meister der Chirurgie“ aus dem „gesamten deutschen Sprachraum“. Christoph Weißers Chirurgenlexikon mit 2000 Biographien aus der Geschichte der Chirurgie. Ein Essai. In: Medizinhistorische Mitteilungen. Zeitschrift für Wissenschaftsgeschichte und Fachprosaforschung. Band 36/37, 2017/2018 (2021), S. 327–333, hier: S. 328 f.

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