Wissenschaft vom Christlichen Orient

Die Wissenschaft vom Christlichen Orient beschäftigt sich im Kern ihres Anliegens mit den Sprachen, den Literaturen, der Geschichte, den Kulturen, der Religion und den Kirchen der Christen und christlichen Kirchen, die ihren Ursprung im östlichen Mittelmeerraum, in Nordostafrika, im Nahen Osten und im weiteren Kaukasusraum haben. Von dieser geographischen Lage her leitet sich auch die Bezeichnung Oriens Christianus ab. Im Gegensatz zur Ostkirchenkunde betrachtet sie neben den religiösen und theologischen Zusammenhängen vor allem auch die allgemeinhistorischen, kulturwissenschaftlichen und philologischen Aspekte.[1]

Als verwandte wissenschaftliche Disziplinen gelten die Christliche Archäologie, die Kunstgeschichte des Christlichen Orients, die Byzantinistik, Orientalistik, Patristik, Ägyptologie, Koptologie, Äthiopistik, Syrologie, Kartvelologie, Armenistik oder Armenologie, Nubischen Studien und die philologischen Fachgebiete wie die Aramaistik, Gräzistik, Arabistik, Slawistik und die Semitistik sowie die Gesellschaftswissenschaften Geschichte, besonders die Geschichte der Spätantike, die Soziologie und Politikwissenschaften des Nahen Ostens und insbesondere Theologie, Kirchengeschichte und Ostkirchenkunde mit verschiedenen Themen des christlichen Orients. Sie dienen der Wissenschaft vom Christlichen Orient so als Geschwister- bzw. Hilfsdisziplinen.

Gegenüber der Bezeichnung Christentum im Orient umfasst der Begriff Christlicher Orient auch die Entwicklung des Christentums und den christlichen Einfluss im gesamten arabischen und slawischen Sprachraum sowie den Einfluss von dort auf Europa, Amerika und weitere Weltgegenden.

In der deutschen Hochschulpolitik ist die Wissenschaft vom Christlichen Orient als Kleines Fach eingestuft. Von den fünf Universitäten, die das Fach bei der Kartierung der Kleinen Fächer angeboten haben, wurden vier Professuren gestrichen, so dass das Fach selbst (Stand Frühjahr 2019) nur noch an der Martin-Luther-Universität Halle gelehrt wird. An der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg gibt es einen theologischen Lehrstuhl, der sich der Theologie des Ostchristentums widmet.[2] Auch an der Katholischen Universität Eichstätt gibt es mittlerweile eine Stiftungsprofessur für die Theologie des Christlichen Ostens. In Medienberichten wird das Fach als eines der kleinsten der Kleinen Fächer beschrieben.[3]

  1. Wissenschaft vom Christlichen Orient – Master of Arts. Studienprogramme im Zwei-Fach-Master. Allgemeine Studienberatung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 3. Mai 2015; abgerufen am 9. Juli 2015.
  2. Siehe Fachstandorte des Christlichen Orients, abgerufen am 23. April 2019.
  3. Wolfgang Krischke: Die orientalische Wiege des Christentums : Die Wissenschaft vom Christlichen Orient hat nur noch eine einzige Professur. Warum interessiert man sich so wenig für die eigenen Wurzeln und die Lage der Christen in islamischen Ländern?, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. Dezember 2017, Seite N4

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