Zensur in der Sowjetunion war die Kontrolle sowjetischer Behörden sowie der Kommunistischen Partei über den Inhalt und die Verbreitung von Druckwerken, Musikstücken, dramaturgischen Werken, Werken darstellender Kunst, Fotografien, Radio- und Fernsehübertragungen. Sie erfolgte mit dem Ziel der Einschränkung oder dem Verbot von Gedanken und Nachrichten, die für die Macht der sowjetischen Organe gefährlich und deshalb unerwünscht waren.
Das sowjetische Zensursystem stellte spätestens ab dem Beginn der 1930er Jahre das bis dahin umfassendste Informationskontrollsystem in der Geschichte Russlands dar.[1] Es überwachte alle offiziellen Kanäle zur Verbreitung von Informationen: Bücher, Zeitschriften, Radio, Fernsehen, Kino, Theater usw.[2] Die Zensur wurde durch die Abgabe der Werke an spezielle staatliche Institutionen ausgeübt, deren oberste Behörde die Hauptverwaltung der Angelegenheiten der Literatur und des Verlagswesens (Glawlit) war.[3] Gleichfalls häufig kamen die Verbreitung von Falschinformationen und die Selbstzensur vor.
Die Zensur in der UdSSR hatte primär einen ideologischen Charakter. Historiker zeigten, dass die sowjetische Zensur Gewaltszenen nicht filterte, sofern diese mit den ideologischen Vorgaben konform waren. Dies betraf beispielsweise die Zurschaustellung der Vernichtung der Feinde der Sowjetmacht.[4][5]
Schwerpunkte der sowjetischen Zensurtätigkeit waren:
Informationen, wie unangenehme Allusionen (Anspielungen) auf die Realität, sollten gefiltert werden.
Die Mehrheit der Historiker hebt den totalitären Charakter der sowjetischen Zensur hervor und unterstellt den zensierenden Organen eine Kontrolle im Interesse der in der Sowjetunion alleinherrschenden kommunistischen Partei.[6][7][8] Russische Bürgerrechtler behaupten, dass die Praktik der Zensur die internationalen Beziehungen der UdSSR nachhaltig störte.[9][10]
Es existieren verschiedene Ansichten hinsichtlich der Zensur wissenschaftlich-technischer Informationen. Der ehemalige hochrangige Glawlit-Mitarbeiter Wladimir Solodin behauptet, dass die Zensur niemals technische und wissenschaftliche Literatur kontrollierte, doch eine Reihe von Wissenschaftlern führt aus, dass Verbote und Zensur im Bereich der Wissenschaften wie Kernphysik, Psychologie, Soziologie, Kybernetik, Biologie und Genetik üblich waren.[11][12][13] Abgesehen davon waren die Werke einzelner Autoren unabhängig von ihrer Form und ihrem Inhalt verboten.[14]
Nach Auffassung des Spezialisten für Informationssicherheit N. W. Stoljarow gab es in der UdSSR unnötig viele Staatsgeheimnisse, und die verbotene Verbreitung von Institutsgeheimnissen in der Öffentlichkeit kam deshalb ebenso häufig vor. Die daraus resultierende ausufernde Geheimhaltung führte dann dazu, dass die wissenschaftlichen Institute nicht mehr in der Lage waren, seriöse, kritische Analysen zu liefern.[15]